Kurzer Inhalt Dessen,

Was ein Christ von Göttlichen unnd Geistlichen Dingen

zu wissen und zu gleuben bedürfftig:

 

Aus Gottes Wort gefasset

durch

Nicolaum Hunnium,

 

der H. Schrifft Doctorn und Superintendenten zu Lübeck.

 

Mit Churf. Sächs. Freyheit.

Wittenbergk,

Gedruckt bey Johann Haken,

In verlegung Paul Helwigs, B.

 

Anno M.DC.XXV.

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Des alten Nikolaus Hunnius

 

Glaubenslehre

der evangelisch-lutherischen Kirche.

 

Mundgerecht gemacht dem Volk unserer Zeit.

 

Zweite verbeßerte Auflage.

 

Nördlingen.

Druck und Verlag der C. H. Beck‘schen Buchhandlung.

1850.

 

 

Aus des alten Hunnius Zuschrift an den Rat zu Lübeck anstatt der

 

Vorrede.

 

Gnade und Friede von Gott dem Vater und unserm Herrn Jesu Christo.

 

Alle Christen sind einig und allein dahin verbunden, dass sie dem wahren Christentum nachtrachten und es täglich üben sollen. Denn das ist der Wille Gottes, unsere Heiligung, dass wir verleugnen das ungöttliche Wesen und die weltlichen Lüste, und heilig, gerecht und gottselig in der Welt leben; das ist des Herrn Christi Exempel und Vorbild, dem alle die folgen sollen, so ihnen den Namen „Christen“ zueignen. Der hat niemand Unrecht getan, in seinem Mund ist kein Betrug erfunden worden, seine Feinde haben ihn keiner Sünde zeihen können. Dieses Fußstapfen müssen wir so weit nachfolgen, als möglich ist, und heilig leben, denn er ist auch heilig. Gleichwie aber S. Paulus bezeugt, nicht alle, die nach dem Fleisch von Abraham geboren werden, seien Abrahams Kinder, und nicht alle, die Juden heißen, seien auch Juden, sondern die inwendig ver-borgen sind und Abrahams Glauben haben; gleich also wollen zwar alle, die unter dem Haufen der Christen leben, diesen hohen heiligen Namen führen, haben auch manchmal den Schein eines gottseligen Wesens; aber doch sind deren viel, die seine Kraft verleugnen, besonders zu diesen letzten Zeiten, von denen wir wissen, dass der Teufel in denselben am allerheftigsten und grau-samsten toben werde und viel böse Leute erwecken, geizige, rumrätige, hoffärtige, Lästerer, undankbare, ungeistliche, störrige etc., daher die letzten Tage gräuliche Zeiten sein und des Menschen Sohn in seiner Zukunft zum Gericht kaum auf Erden Glauben finden würde. Nichts desto weniger erhält Gott noch allezeit einen heil. Samen der wahren Christen, ob ihrer schon ein kleines Häuflein ist, dass es der Hölle Pforten nicht überwältigen können. Nun sind alle, die das Lehramt in der Christenheit führen, verpflichtet, ihre anbefohlenen Zuhörer zum wahren Christentum anzuweisen, und will ihrer keiner den Namen haben, als ob er solches nicht mit allem Fleiß und Treu verrichtete. Jedoch findet sichs, dass etliche die Leute zum Papst weisen, andere zu dem Gutachten eigener Vernunft, etliche auf Träume, auf Erscheinung der Engel, andere auf etwas anders. Ein Teil sucht das Christentum in selbsterdichteter Heiligkeit und guten Werken, ein Teil in Deutungen der geheimen Zahlen, meinen, das seien gute Christen und rechte Theologen, so die Offenbarung verstehen und daraus ihnen selbst nach eigenem Gefallen mancherlei Weissagungen dichten. Die, so näher zum Ziel treten, bemühen sich, die Leute allein im Glauben zu unterrichten, wie sie schwere Fragen erörtern und davon ausführlich disputieren sollen; be-kümmern sich aber wenig um einen ehrbaren Wandel. Andere dagegen reden allein von guten Werken und einem christlichen Leben und setzen unterdes bei Seite, wie ein Christ in seinem Glauben verwahrt oder nicht verwahrt sei. In dem allen aber ist des wahren Christentums gefehlt, als welches in zwei Wesens-stücken besteht, 1. in richtiger Lehr oder unverfälschtem Glauben, 2. in einem heiligen und gottseligen Wandel. Wo diese nicht beisammen stehen, da ist das wahre Christentum gewisslich nicht. Denn ohne gute Werke ist der Glaube tot und allein des Glaubens Bild, da kein Leben innen ist, sintemal ein recht-schaffener Glaub sich durch gute Werke merken lässt, wie ein guter Baum durch seine Früchte, das Feuer durch Rauch, Licht und Wärme, die Sonne durch ihren Glanz. Hingegen gute Werke ohne Glauben sind Heuchelei, denn was nicht aus Glauben kommt, das ist Sünde; wie nun Gott an aller Sünde einen Gräuel hat, also ists unmöglich ohne Glauben, auch mit den besten Werken, ihm gefallen. Wo man aber beide Stücke zusammensetzt, da ist das wahre Christentum und wird Gott seine Gemeinde erbaut, welches S. Paulus angedeutet, wenn er 1 Timoth. 1,5 schreibt: die Hauptsumma des Gebots ist Liebe von reinem Herzen und von gutem Gewissen und von ungefärbtem Glauben. Demnach helfen zum geistlichen Kirchbau auf der einen Seite die, welche zu einem unsträflichen Leben vermahnen; und wo ihre Arbeit aus Gottes Wort genommen und ohne Vermischung des bösen vorgetragen wird, so ist sie wohl zu rühmen und an-dächtigen Herzen zu empfehlen. Jedoch dass man sie nicht vom Glauben ablenke mit dem Vorwand, als ob in der Lehre vom Glauben alles mit Zank und Streit erfüllt und verwirrt sei, in welchen Hader sich zu stecken keinem zu raten sei; es sei auch dem sanftmütigen Geist Christi nicht gemäß und gehöre nicht zum wahren Christentum; man habe genug daran, so ein Christ seinem Heiland in unsträflichem Leben nachfolge. Denn wo sich dergleichen Vorgeben findet, da ist Glaub und Wandel von einander getrennt und damit das wahre Christentum aufgehoben. Auf der andern Seite befördern diejenigen den geistlichen Kirchen-bau, welche lehren, was ein Christ glauben müsse, wie er seines Glaubens könne gewiss sein, auch denselben wider allen feindlichen Anlauf erhalten und verteidigen. Der Glaub aber ist eine solche Wissenschaft der von Gott geoffen-barten Lehre, daraus der Mensch ein herzlich Vertrauen zu Gott fasst, dass er um seines Sohnes willen ihm werde gnädig sein, die Sünde vergeben und ihn endlich in sein ewiges Reich und Seligkeit bringen. Denselben recht zu fassen, ist zwar genug, dass ein Christ einfältig gelehrt werde, was ihm zu wissen und zu glauben not ist. Weil er aber nicht allein ist, auch nicht unter lauter Engeln oder hl. Leuten, sondern unter viel Ärgernissen, auch Sekten, Ketzereien und Verführungen lebt, so muss er seinen Glauben fest machen und verwahren, dass er bereit sei zur Verantwortung jedermann, der Grund fordert der Hoffnung, die in ihm ist; er muss sein Haus auf einen Fels bauen, auf dass es fest und unbe-weglich stehe, wann die Platzregen fallen, die Gewässer kommen, die Winde wehen und an das Haus stoßen. Denn wer den seligmachenden Glauben fassen und bis ans Ende behalten will, der hat zu schaffen fürs erste mit seiner eigenen Vernunft, der die Predigt vom Kreuz Christi, wie auch andere Geheimnisse als lauter Torheit vorkommen; darnach mit vielen verführerischen Leuten, welche ihn in mancherlei Irrtum stürzen wollen; und dann mit dem Satan, der sich auch zum höchsten bemüht, unsere Sinne abzuführen von der Einfältigkeit in Christo, wenn er sie mit fremden Gedanken und Zweifeln oftmals plagt, sonderlich aber in der letzten Todesstunde mit mancherlei Versuchungen anfällt, ob er ihnen den seligmachenden Glauben aus dem Herzen reißen und sie um ihre ewige Wohl-fahrt bringen könne. Damit nun ein Christ hier wohl gegründet sei, muss er den Schild des Glaubens und das Schwert des Geistes, welches ist das Wort Gottes, zur Hand haben und in denselben Waffen sich üben, auf dass er sie im ernsten Kampf nützlich gebrauchen und wider seine Feinde obsiegen möge. Solche Übung besteht nun zwar in fleißigem Lesen und Meditieren (Überlegen) des göttlichen Wortes, welches Tag und Nacht geschehen soll. Weil aber dazu solche Schriften nicht wenig dienen, in welchen gezeigt wird, wie Gottes Wort bei jedem Punkt zu gebrauchen sei, dass die reine Lehr gegründet, die falsche aber widerlegt werde; so hab ich in diesem Fall frommen Herzen auch etwas dienen wollen und demnach die Glaubensartikel aus den prophetischen und apostoli-schen Schriften aufs kürzeste, als es sich hat leiden wollen und so viel einem einfältigen Christen von nöten, zusammengezogen und mit gewissen Gründen befestigt, auch daneben angezeigt, wie die Artikel ordentlich an einander hangen und uns zur Seligkeit führen; und dasselbe alles in dies Handbüchlein verfasst, der tröstlichen Hoffnung, Gott werde sein gnädiges Gedeihen geben, dass solche Arbeit nicht verloren sei, sondern bei vielen nach der Lehr und Seligkeit be-gierigen Herzen ja etwas Frucht schaffe.

 

Inhalt.

( Die Ziffern geben die Abteilungen des Buches an. )

 

1. Von Gottes Wesen. 50

2. Von Gottes Einigkeit. 65

3. Von den Personen in der Gottheit. 68

4. Von Christi Gottheit. 99

5. Von dem hl. Geist. 121

6. Von Erschaffung der Welt. 141

7. Von den Engeln. 147

8. Von des Menschen Erschaffung nach Gottes Ebenbild. 158

9. Vom Sündenfall unserer ersten Eltern. 169

10. Von der Erbsünde. 182

11. Vom freien Willen. 203

12. Von wirklichen Sünden. 209

13. Von der Sünde wider den hl. Geist. 237

14. Von Gottes Gericht über die Sünder. 261

15. Vom göttlichen Gesetz. 261

16. Von Gottes gnädigem Willen. 282

17. Von der Gnadenwahl. 304

18. Von Christo. 329

19. Vom Messia. 330

20. Von den Naturen in Christo. 343

21. Von der Vereinigung der Naturen in Christo. 351

22. Von Mitteilung der Eigenschaften der Naturen in Christo. 351

23. Vom Stand der Erniedrigung. 375

24. Von Christi Empfängnis. 375

25. Von Christi Geburt. 376

26. Von Christi Jugend. 371

27. Von Christi Predigtamt. 378. 442

28. Von Christi Leiden. 379

29. Von Christi Erhöhung. 380

30. Von Christi Höllenfahrt. 380

31. Von Christi Auferstehung. 381

32. Vom Zustand der vierzig Tage. 382

33. Von Christi Himmelfahrt. 383

34. Von Christi Sitzen zur Rechten Gottes. 394

35. Von der Versöhnung Gottes mit den Menschen. 406

36. Von Christi hohenpriesterlichem oder Versühnamt. 407

37. Vom Beruf zu Christi Wohltaten. 441

38. Von der Buße. 455

39. Von der Rechtfertigung. 478

40. Vom Glauben. 501

41. Von guten Werken. 527

42. Von der Bekehrung zu Gott. 537

43. Von der Erneuerung des Menschen. 563

44. Von der Wiedergeburt. 567

45. Von der Wiedergebornen Beständigkeit. 580

46. Von der Vereinigung mit Christo. 589

47. Von dem Gnadenmittel des Wortes. 600

48. Von den Sakramenten. 610

49. Von der Taufe. 632

50. Vom heil. Abendmahl. 662

51. Von der Messe. 707

52. Vom Predigtamt. 746

53. Von der christlichen Kirche. 796

54. Vom Widerchrist. 849

55. Vom Tod. 868

56. Vom Zustand der Seelen nach dem Tod. 880

57. Von den Orten der Seelen. 881

58. Vom Fegfeuer. 886

59. Von der Auferstehung der Toten. 898

60. Von den verklärten Leibern. 911

61. Vom jüngsten Gericht. 922

62. Vom ewigen Leben. 933

63. Von der Hölle und ewigen Verdammnis. 937

 

- Fortsetzung -